100 Jahre      Mikrobiologische Vereinigung München e. V.     1907 - 2007
 


Einschlußharze für die Mikroskopie

Vor- und Nachteile der handelsüblichen Einschlußmedien
DePeX, Entellan (neu), Eukitt, Euparal und Malinol

Von Klaus Henkel

Es fällt auf, daß zur Zeit öfter nach Kanadabalsam gefragt wird. Bei Rückfragen gewinne ich stets den Eindruck, daß die angebliche Beliebtheit dieses Einschlußmittels auf meist Halbwissen beruht.

Als Anfang der dreißiger Jahre Caedax eingeführt wurde, läutete es das Ende von Kanadabalsam als Einschlußmittel ein. Aber Totgesagte leben oft lange. Von den beiden Hauptnachteilen des Kanadabalsams ist die starke Nachsäuerung zuerst zu nennen. Viele schöne und wichtige Farben bleichen aus, weil sie die Übersäuerung nicht vertragen. Ich habe Präparate aus den zwanziger und dreißiger Jahren, deren Farben prächtig und satt strahlen wie am ersten Tag, aber auch andere, deren Farben vollständig verblaßt sind. Der andere Nachteil des Kanadabalsams ist die völlig unbekannte Zusammensetzung, nicht des Kanadabalsams an sich, sondern der Medien dieses Namens, die angeboten werden. Das beruht nicht etwa darauf, daß es sich um ein Naturprodukt handelt, sondern vielmehr darauf, daß man unter dem Namen Kanadabalsam alles mögliche geliefert bekommt und oft genug gar kein Kanadabalsam. Schon bald hatte man die kräftige Nachsäuerung als Nachteil erkannt und bot "rectifizierten Kanadabalsam" oder sogenannten "Neutralbalsam" an. Die Art der Rectifizierung oder Neutralisierung blieb und bleibt meist Firmengeheimnis.

Etwa 1975 wurden Herstellung und Vertrieb von Caedax, dem hochgeschätzten Nachfolger von Kanadabalsam eingestellt, weil es als Weichmacher ein Lösungsmittel enthielt, das dann nicht mehr zugelassen war: Clophen, ein polychloriertes Biphenyl (PCB), das auch als Kühlmittel in Transformatorenhäuschen bekannt ist. Der Hersteller hielt es angesichts der steigenden Beliebtheit von Schnelleinschlußmitteln für die Histologie - wie Entellan - nicht für gewinnversprechend, Geld und Zeit in eine Veränderung von Caedax zu investieren, das immer mehr zu einem Einschlußmittel für Mikroskopiker "aus Leidenschaft" wurde, die genügend Zeit für seine lange Trocken- und Aushärtezeit aufbringen wollten oder konnten. Es wurde unter weltweitem Bedauern vom Markt genommen und nicht ersetzt. Wegen seiner überragenden Eigenschaften konnte bis heute kein vollwertiger Ersatz gefunden werden. Einige Jahre danach stellte Merck auch die Herstellung von Rhenohistol ein, das dem Caedax in seinen Eigenschaften stark ähnelte.

Die daraufhin einsetzende Verunsicherung veranlaßte 1980 den Herausgeber des Mikrokosmos, Dr. Dieter Krauter, gemeinsam mit Dr. Ulrich Rüdt, zu einem "Vergleichstest" der verfügbaren gängigen Eischlußmittel DePeX, Entellan neu, Eukitt, Euparal und Malinol (Mikrokosmos Jg. 69, Heft 8 1980, 264-269).

Ich fasse das Ergebnis hier zusammen. Es überrascht, weil die häufig genannten Mittel Entellan und Eukitt keine gute Figur machen bzw. nur für spezielle, eingeschränkte Verwendungszwecke empfohlen werden können, für die sie übrigens auch entwickelt wurden. Besonders aufschlußreich sind die dem Mikrokosmos-Artikel beigefügten Mikrofotos. Danach kann generell gesagt werden, daß sich die Schnelleinschlußmittel Entellan (zum damaligen Zeitpunkt als "Entellan neu" vertrieben) und Eukitt für gefärbte Präparate nicht gut eignen, weil das Farbbild vom Strukturbild überlagert wird, was die Betrachtung feiner, gefärbter Details stark stört. D. h. solche Präparate zeigen nicht nur die gefärbten Strukturen, sondern auch viele ungefärbte, die unangenehm im ganzen Bild "durchschlagen", weil das Strukturbild nicht völlig ausgelöscht wird. Die Farben erscheinen dann stumpf, feine Nuancen verschwinden, schwach gefärbte Strukturen zeigen übermäßigen Kontrast wie bei zu stark zugezogener Aperturblende.

Im übrigen sind die Eigenschaften und wohl auch die Zusammensetzung dieser beiden Einschlußmittel nahezu identisch. Ihr Brechungsindex ist mit 1,49 zu niedrig, die Farben erscheinen eher stumpf, nicht so leuchtend wie bei höherbrechenden Medien. Gefärbte Totalpräparate wie Hydra, Daphnien, Leberegel, Bandwurmproglottiden in Boraxkarmin und Alaunkarminfärbungen werden nicht ausreichend aufgehellt und erscheinen daher opak. Auch sind bei solchen Präparaten nach einigen Jahren Rißbildungen zu beobachten. Das Fließvermögen ist mittelmäßig, aber der Schwund problematisch groß. In dickeren Präparaten bilden sich beim Trocknen Gasblasen; kleine Luftblasen, die vom Auflegen des Deckglases herrühren, wandern beim Trocknen nicht zum Rand, verschwinden also nicht. Recht tolerant gegen Wasser- und Alkoholspuren. Geringe Verunreinigungen mit wasserhaltigem Alkohol führen nicht, wie bei vielen anderen Einschlußharzen, sofort zu Trübungen. Diesen Vorteil sollte man aber nicht dazu mißbrauchen, um Schnitte direkt aus absolutem Alkohol oder Isopropanol einzudecken, denn die Alkoholreste können Färbungen zum "Bluten" bringen und die Haltbarkeit beeinträchtigen. Beide Medien eignen sich zum Einschluß von blaß gefärbten Präparaten, die in Medien mit niedrigem Brechungsindex kontrastreicher erscheinen, sowie von solchen mit ganz ungefärbten Anteilen.

Als Schnelleinschlußmittel ist DePeX vorzuziehen. Es trocknet zwar etwas langsamer, hat aber einen günstigen höheren Brechungsindex und geringeren Schwund. Außerdem ist es völlig neutral, das verspricht nahezu unbegrenzte Haltbarkeit. Luftblasenfreies Einbetten ist sehr schwer, aber der Schwund gering. Im Phasenkontrast zeigen sich in den Präparaten milchige Trübungen.

Euparal hat sehr günstige Eigenschaften, sein Brechungsindex erreicht mit 1,53 - 1,54 beinahe einen Idealwert. Frisch eingedeckte Präparate zeigen zuweilen etwas stumpfe Farben, die aber schön und transparent leuchten, sobald das Lösungsmittel abgedunstet und die Präparate getrocknet sind, was in der Regel nach 6 - 12 Stunden der Fall ist. Die Säurezahl ist leider recht hoch, so daß die Haltbarkeit bei säureempfindlichen Färbungen wie den Hämatoxylinen problematisch sein kann. Für Färbungen, die in schwach sauren Medien besser haltbar sind, z. B. bei Karmin- oder Orceinfärbungen, hat sich Euparal seit vielen Jahrzehnten als bestes Einschlußmittel durchgesetzt. Gute Haftung. Der beachtliche Schwund kann durch Verwendung von eingedicktem Euparal vermindert werden. Lösung in Alkohol und Isopropanol. Auf Xylol kann also verzichtet werden.

Malinol, ist wie Kanadabalsam ein Naturharz, das wohl aus einem Gemisch verschiedener Harzsäuren besteht, vermutlich Sansibar-Kopal. Säurezahl erträglich niedrig: 3,4; Brechungsindex 1,52 günstig. Fließvermögen ausgezeichnet, sehr gute Haftung am Glas, kleine Luftblasen verschwinden beim Trocknen (wandern zum Rand). Auch bei dicken Präparaten bilden sich nachträglich keine Gasblasen. Schwund relativ gering, deshalb auch gute Eignung für Totalpräparate. Trockenzeit ähnlich Kanadabalsam, 3 - 6 Tage, Senkrechtstellen nach frühestens einer Woche. Nach Trocknung im Wärmeschrank bei 60 Grad nach 6 - 12 Stunden hinreichend fest. Malinol säuert wahrscheinlich nicht nach.

Zusammenfassung

Die genannten Einschlußharze können in Mitteleuropa leicht beschafft werden. Keines befriedigt alle Ansprüche. Wünschenswert wäre ein neutrales Einschlußharz mit einem Brechungsindex von 1,53 bis 1,54, das auf Glas gut haftet, beim Eindecken gut fließt, in angemessener Zeit trocknet, keinen zu großen Schwund aufweist. Kleine Luftblasen sollten beim Trocknen verschwinden, was bei kurzer Trockenzeit wahrscheinlich nicht möglich ist. Das Harz darf auch bei langer Lagerung der Präparate nicht verspröden und vergilben.

Die besprochenen Harze empfehlen die beiden "Tester" für die folgenden Anwendungen:

1. Routineeinschlußmittel mit breitem Anwendungsbereich: DePeX, Malinol.
2. Totalpräparate und andere dicke Präparate: Malinol (mit Einschränkung auch DePeX).
3. Karminessigsäure- und orceinsäure-gefärbte Präparate: Euparal.
4. Schnelleinschluß, wenn sehr kurze Trockenzeit gewünscht wird: Entellan ("neu"), Eukitt, DePeX.
5. Schwach gefärbte Präparate und solche mit ungefärbten Anteilen: Entellan ("neu"), Eukitt.

Meine eigenen Erfahrungen
Ich verwende gerne Malinol, weil es gute Eigenschaften aufweist und leicht in der Handhabung ist. Die Präparate, meist gefärbte botanische Schnitte, sind brillant und schön. Ich besitze auch mehrere hundert gefärbte Schnitte von etwa 8 bis 20 µm Dicke durch Holz, Wurzeln, Zweige, Blüten, Knospen usw., die in Euparal eingedeckt sind. Auch sie sind brillant und leuchten und blieben seit mehreren Jahrzehnten unverändert.



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