100 Jahre      Mikrobiologische Vereinigung München e. V.     1907 - 2007
 


Eine Fotoserie von "BeWie"



In der Wasserprobe aus einem kleinen Teich am Waldrand finden sich unterm Mikroskop etliche Kolonien von Glockentierchen, die an Fadenalgen oder den Wurzeln der Wasserlinsen sitzen. Dazwischen streifen einige Ziliaten der Gattung Litonotus umher.Einer davon stößt während der Beobachtung auf eine Kolonie Glockentierchen, die schlagartig zurückschrecken - bis auf eines, das am Vorderende des Litonotus hängen bleibt; er hat es wohl mit seinen Trichozysten harpuniert.Der Stiel des Glockentierchens reißt ab und zuckt mit dem Rest der Kolonie zurück. Nun holt der Litonotus das Glockentierchen ganz zu sich heran und verschlingt es dann innerhalb weniger Sekunden.


Aufnahmen von Dr. Bernhard Wiedemann, Wiesbaden, im Differential-Interferenzkontrast mit Digitalkamera Olympus C3040 auf einem Zeiss Axioskop 2. Das zweite Bild der obigen Serie entstand mit einem Objektiv Plan-Neofluar 10x; danach blieb der Litonotus auf der Stelle, so daß er sich beim eigentlichen Freßvorgang gut mit dem 40er Objektiv aufnehmen ließ (Plan-Neofluar). Die Bilder zeigen Ausschnitte aus den Originalaufnahmen.






Zur Bestimmung als Litonotus spec. teilt der Fotograf noch mit:
Das Tier ist recht schlank, was man auf den Freßbildern allerdings nicht so gut sieht. Es ist flach, sein Hals beweglich, aber im wesentlichen bleibt es gestreckt, bewegt den Hals zwar, knickt ihn aber nicht allzu stark ab. Es tastet sich mit dem schmäleren Vorderende flott vorwärts, wendet bisweilen ruckartig, macht gelegentlich eine kurze Wendung rückwärts, um anschließend in eine andere Richtung zu tasten. Die Bewimperung ist nur leicht asymmetrisch, man sieht zwei Makronuklei und am Hinterende eine große Vakuole.
Prinzipiell kommen meines Erachtens folgende Gattungen in Frage: Amphileptus (bzw. Hemiophrys) und Litonotus aus der Familie Amphileptidae sowie Dileptus aus der Familie Tracheliidae. Dileptus wedelt gerne mit seinem recht lang gestreckten und oft stark gebogenen Rüssel umher und ist meines Wissens nicht so flach gebaut. Der Rüssel ragt weit über den Zellmund hinaus, während bei unserem Tierchen der Zellmund ziemlich am Vorderende sitzt. Damit dürften die Tracheliiden mitsamt Dileptus ausscheiden. Die Differenzierung zwischen Amphileptus und Litonotus wird deutlich schwieriger. Ich meine, die einzelne große Vakuole spricht ebenso wie die nur gering assymetrische Bewimperung eher gegen Amphileptus und ziemlich stark für Litonotus. Außerdem zeigt das Tier nie eine Doppelsichelform, wie sie für Amphileptus pleurosigma typisch ist. Die anderen Amphileptusarten sind meist plumper. Ich halte es deswegen für eine der kompakteren Litonotus-Arten.



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