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Präparate entlüften

Damit das Fixiermittel oder die Farblösung rasch in die Zellen und Interzellularräume eindringt, muß besonders aus pflanzlichem Gewebe zuvor die Luft entfernt werden, sonst behindert sie das Eindringen von Flüssigkeiten. Das geschieht schnell, wenn in dem Behälter Unterdruck herrscht, der die Luft aus dem Gewebe zieht. Traditionell benützt man dazu eine Wasserstrahlluftpumpe, die an eine Wasserleitung angeschlossen wird. Der Wasserstrahl fließt durch ein Rohr von oben nach unten und reißt aus einer seitlichen Düse in der Röhrenwand Luft mit, die mit einem Schlauch aus dem Präparateglas gesaugt wird. Dadurch entsteht dort der notwendige Unterdruck. Leider gibt es in vielen Wohnungen, vor allem in Mietshäusern keine Wasserhähne mehr, auf welche die üblichen Labormuffen passen, denn an die modernen "Designer"-Wasserarmaturen in Küche und Bad kann man keinen Schlauch mehr anschließen. Ordentliche Wasserhähne findet man allenfalls noch in Gemeinschaftswaschküchen oder am Autowaschplatz in der Tiefgarage.

Weitere Nachteile der Wasserstrahlpumpen: Solche aus widerstandsfähigem Labor-Kunststoff sind teuer, die aus Glas brechen leicht. Die Apparatur funktioniert nur einwandfrei mit einem Rückschlagventil. Das alles ist unnötige Labortechnik. Unser Mitglied Johann Gerhold hat uns einmal an einem Vereinsabend gezeigt, wie es einfacher und geht. Nicht etwa motorisch mit elektronischer Steuerung, sondern nur einfacher. Man bittet seinem Hausarzt oder die Laborchefin im nahen Krankenhaus um einige neue oder gebrauchte Perfusions- oder Injektionsspritzen aus Kunststoff, Einmalspritzen in der Größe 50 bis 100 Milliliter. Dann macht man sich eine Vorrichtung wie die folgende. Das Bild erklärt alles.

Der Unterdruck reicht, um alle Luftblasen in kurzer Zeit aus einem Stückpräparat oder einem dicken Handschnitt zu holen. Man zieht den Kolben nur ein wenig an, bis Luftblasen emporsteigen, dann läßt man ihn vorsichtig und nicht zu schnell wieder zurück gleiten. Von neuem anziehen bis Luftblasen kommen, anschließend wieder nachgeben. So entlüftet man schonend, weil stufenweise. Denn zieht man den Kolben zu weit, kann der Unterdruck so groß werden, daß die hinausstrebenden Luftblasen Objektteile mit hinaus drängen oder den Schnitt völlig zerreißen. Zylinder und Kolben sind auch bei einer gebrauchten Kunststoffspritze so präzise und dicht, daß man sie jahrelang verwenden kann.



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