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Auskeimendes Mutterkorn

Foto: Dr. Michael Miedaner, MVM.

Auskeimendes Mutterkorn (Claviceps purpurea).

Das Mutterkorn ist die Überwinterungsform des parasitischen Pilzes Claviceps purpurea. Er befällt in erster Linie Gräser, vor allem Roggen. Wenn das Mutterkorn zur Erntezeit des Roggens reif ausgebildet ist, fällt es zu Boden und überwintert in der Erde. Im zeitigen Frühjahr keimt es aus und bildet bald dünne Stielchen mit runden Köpfchen, sogenannte Stromata (siehe Abbildung). In ihnen bilden sich Perithecien - bis zu hundert pro Köpfchen. Das sind birnenförmige Behälter, in denen die Sporen des Pilzes heranreifen. Sie wachsen in Schläuchen heran (Claviceps purpurea ist ein Ascomycet = Schlauchpilz) und werden im Frühjahr, wenn die jungen Fruchtknoten der Gräser auf die Bestäubung warten, ausgeschleudert. Wenn die Pilzsporen eher als die Gräserpollen auf der Narbe anlangen, wird der Fruchtknoten befallen und zu einem Mutterkorn umgebildet. Der Zyklus beginnt von neuem. Das Mutterkorn enthält über 40 Alkaloide, die in der Regel sehr toxisch sind. Von ihnen wird unter anderem eine verheerende Krankheit ausgelöst, der Ergotismus. Seit Jahrtausenden hat diese Krankheit die Menschen epidemieartig gequält und ist bis heute nicht völlig ausgerottet. Gelangen bei der Getreideernte Mutterkörner ins Mehl, dann vergiften diese Giftstoffe unseren Körper. Vorsicht bei Müsli und selbstgemahlenem Getreide!



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