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Pilze im Objektiv - wie entfernen?

Wer im Innern eines Mikroskopobjektivs Pilzfäden auf einer Linsenfläche entdeckt, muß zur Handlung schreiten. Die berechtigte Warnung, nicht zu oft an den Linsen herumzuputzen, betrifft einen solchen Fall nicht. Wie geht man vor? Bei wertvollen Objektiven, Apochromaten und Fluoritsystemen auf jeden Fall sehr, sehr vorsichtig! Bei älteren Achromaten darf ruhig etwas experimentiert werden. Hier folgt ein Beispiel.

1. Mit einer passenden Lupe ins Objektivinnere schauen. Eine 6fache Lupe dürfte richtig sein. Pilzfäden erkennt man so gut wie immer sofort, da gibt es nicht viel zu rätseln.

2. Nun muß bei manchen Objektiven, z. B. bei Zeiss West, zuerst das eingeschraubte Abdeckplättchen abgeschraubt werden. Wenn das Gewinde noch gängig und nicht angebackt ist, dann hilft oft ein Stück Leder, das man so über das Gewinde legt, daß es gerade noch an gegenüberliegenden Rändern vom Leder schräg gefaßt wird, dann läßt es sich an die Ränder drücken, so daß es mit diesem Griff abgeschraubt werden kann. Wenn das nicht möglich ist, ein kleines Löchlein mit einem 1 oder 1/2 Millimeter Metallbohrer in das schwarze Plättchen bohren, so daß eine Zirkelspitze hinein paßt. Dann kann man das Loch als exzentrischen Hebelpunkt benützen, um das Plättchen abzuschrauben.

3. Jetzt liegt der Weg ins Tubusinnere frei.

4. Augenwatte oder ein nicht-imprägniertes Wattestäbchen leicht mit einer Mischung von destilliertem Wasser und einer geringen Menge Haushaltsspülmittel befeuchten und kreisförmig auf der Hinterlinse verteilen. Dann leicht wischen, nachdem die Flüssigkeit etwas eingewirkt hat. Immer lieber weniger als mehr Flüssigkeit nehmen, die Glasflächen sollen nicht naß, sondern feucht sein. Die Flüssigkeit darf nicht in kleine Kapillarkanälchen kriechen, die sich im Lauf der Zeit im Kittbalsam gebildet haben. Das Pilzmyzel breitet sich gerne auf leicht verstaubten Flächen aus. Wenn die Hyphen bereits von der Oberfläche der Hinterlinse um deren Kante herum- und in die Balsamschicht zwischen zwei Linsen hineingewachsen sind, ist ihre Beseitigung nicht erfolgversprechend. So ein Objektiv kann als Totalschaden gelten.

5. Wenn sich der Belag auf diese Weise hat entfernen lassen, dann mit reinem dest. Wasser nachwischen. Während 4 und 5 bei jedem leichten Wischvorgang stets frische Watte etc. nehmen.

6. Zum Schluß mit Äther leicht nachreinigen, damit keine Seifenreste zurückbleiben.

Diese Methode wird mit Vorbehalt angegeben. Wie sie wirkt, hängt immer vom besonderen Fall ab. Jedenfalls war sie vor kurzem nach Mitteilung von Dr. J. Mathyl von der Mikroskopischen Arbeitsgemeinschaft Mainfranken bei einer Reihe von Achromaten erfolgreich.

Warnhinweis: Wer solche Watte in der Apotheke kaufen möchte, verlange nicht Wundwatte, weil die mit Chemikalien behandelt ist, damit sie leichter steril bleibt. Diese Chemikalien schaden einer Wunde nicht, können aber einen unangenehmen, schlierigen Belag auf Linsen hervorrufen, der kaum mehr abzubekommen ist. Man verlange statt dessen reine Augenwatte, die nicht chemisch imprägniert ist. Beim Hantieren mit Wattestäbchen oder Mikrofasertuch nicht die Tubusinnenwände des Objektivs berühren. Die sind oft leicht eingefettet. Man kann nur allzuleicht das Fett von dort auf die Linse bringen und verschmieren.



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