Das Schneiden in der MikroskopieVierter TeilDas Schneiden mit dem Mikrotomvon Klaus HenkelDie Vorteile des MikrotomschneidensVergleiche der Instrumente Rasiermesser und Mikrotom sowie der Komplexität der Schneideverfahren mit ihnen lassen eine Vielzahl von Vorteilen des Mikrotomschneidens gegenüber dem Handschnitt vermuten. Doch dem ist nicht so. Die Vorteile des Mikrotomschneidens lassen sich sehr kurz zusammenfassen: - Anfertigung von Schnitten gleichbleibender, definierter Dicke; Die wesentlichen Vorteile gegenüber dem Handschnitt sind damit schon aufgezählt. Aber es sind entscheidende Vorteile in der klinischen Mikroskopie, der Anatomie und der biologischen Forschung, derjenigen Fachgebiete also, in denen zahlenmäßig bedeutende Anteile von mikroskopischen Präparaten hergestellt werden. Als Nachteil des Mikrotomschnitts schlägt schwer zu Buch, daß die Einbettung der Objekte zeitraubend, teilweise kompliziert ist und etliches an Verbrauchsmaterial wie Chemikalien und - je nach erwünschtem Komfort - an technischen Einrichtungen erfordert. Ganz anders liegt die Situation bei modernen lichtmikroskopischen Verfahren und der Elektronenmikroskopie, die allesamt ohne ausgesprochene Mikrotom-Dünnschnitte gar keine Grundlage hätten. Variiert die Schnittdicke für die herkömmliche Lichtmikroskopie noch zwischen 10 und 50 µm, bei modernen Verfahren zwischen 0,5 und 10 µm (Dünnschnitte), so benötigt man für die Elektronenmikroskopie mit Vergrößerungen bis 100.000fach und einem mehrfachen davon normalerweise Schnittdicken in der Größenordnung von 10 nm (Ultradünnschnitte). Wie in der Anatomie der Handschnitt zur anfänglichen Orientierung dienen mag, so übernimmt diese Rolle für die Elektronenmikroskopie der Mikrotom-Dünnschnitt. Zurück zum Seitenanfang Die MikrotomtypenJedes Mikrotom besteht im wesentlichen aus drei Hauptteilen:
Es gibt zwei Mikrotomtypen, das Schlittenmikrotom und das Rotationsmikrotom nach Minot. Die meisten Mikrotome funktionieren auf folgende Weise: Der Objekthalter mit dem Objekt wird in Richtung auf die Messerklinge geschoben, die fest und sicher im Messerhalter eingespannt ist. Diese Schneidebewegung kann horizontal oder vertikal erfolgen. Beim Schlittenmikrotom wird das Messer gegen das fest eingespannte Objekt geführt. Die Bewegung ist mit dem Vorschubmechanismus gekoppelt, so daß der Objekthalter nach jedem Schnitt um die eingestellte Schnittdicke angehoben wird. Die Schnittdicke kann im allgemeinen zwischen 0,5 und 50 µm eingestellt werden; bei Ultradünnschnitt-Mikrotomen zwischen 60 nm oder dünner bis über 500 nm. Beim Schlittenmikrotom unterscheiden wir drei Varianten: Bei zweien ist der zu schneidende Block auf einem Blockträger fixiert, während das Messer in einem Messerschlitten auf Stahlschienen gleitet und vom Block die Schnitte abschneidet. Der Blockhalter wird nach jedem Schnitt um die eingestellte Schnittdicke nach oben gehoben, so daß der folgende Schnitt wiederum die eingestellte Dicke hat. Dieser Vorschub kann auf zweierlei Weise bewerkstelligt werden; entweder durch Verschieben auf einer leicht ansteigenden Schlittenbahn (Bild: Schlittenmikrotom Reichert Om E) oder vertikal durch eine Schraubenspindel (Bild: Schlittenmikrotom Jung HN 40). Die dritte Bauvariante wird als Grundschlittenmikrotom bezeichnet. Bei ihm wird nicht das Messer, sondern das Objekt auf einem schweren Schlitten horizontal verschoben und an der feststehenden Klinge vorbeigeführt (Bild: Leica Grundschlittenmikrotom). Das Messer kann bei Schlittenmikrotomen schräg zur Schnittrichtung gestellt werden, was beim Schneiden von größeren, harten Blöcken erheblich von Vorteil ist. Solche stabilen, meist schweren Mikrotome arbeiten weitgehend vibrationsfrei und werden auch zum Schneiden von unterschiedlichem industriellen Material, verwendet, wie Holz, Kunststoffe, Textilfasern. Für Schnitte durch sehr hartes Material wie Araldit ist dieser Typ jedoch weniger geeignet, da dann das Risiko der Vibration besteht. Der Vorschub des Blocks nach jedem Schnitt geschieht durch die Schlittenbewegung, die durch eine Vorschubstange ein Feingetriebe in Bewegung setzt. Dieses hebt den Objekthalter entweder um die eingestellte Schnittdicke in einer stabilen Zylinderführung senkrecht an oder bewegt ihn auf einer schräg nach oben führenden Bahn eine entsprechende Strecke weiter. Das Schlittenmikrotom ist wegen seines schrägstellbaren Messers der universellere Typ und für alle Arten von Objekten und Einbettblöcken geeignet. Moderne Konstruktionen haben wartungsfreie Kreuzrollenführungen für die Bewegung des Messerschlittens.
Neben diesen grundsätzlichen Hauptformen existieren weitere Spezialmikrotome. Das Gefriermikrotom Der Kryostat
Großschnittmikrotome und solche für besonders hartes Material, wie z. B. das Tetrander von Jung, für großflächige Organschnitte (Gehirn u. a.), oder das Sägemikrotom für sehr hartes Material, wie nicht entkalkte Knochen, Glas oder Keramik, runden die Palette ab. Da sich diese Zusammenstellung vorwiegend an Amateurmikroskopiker richtet, soll noch ein Sondertyp erwähnt sein, der in letzter Zeit über Internetauktionen auch den Weg nach Mitteleuropa findet:
Gute, empfehlenswerte Mikrotome werden u. a. von Jung, Reichert, Leitz, Sartorius hergestellt, Zurück zum Seitenanfang Das Mikrotommesser: Material und GeometrieMessermaterial
Messergeometrie I: Das Messerprofil bei StahlmessernStahlmesser werden mit vier verschiedenen Profilen hergestellt:
Messergeometrie III: Deklination und InklinationFür die Qualität der Schnitte ist die Messerstellung am Mikrotom mit entscheidend. Als Deklination bezeichnet man die den Winkel zwischen der Messerschneide und der Schnittrichtung.
Für die Winkel der Deklination und Inklination können keine allgemeingültigen Angaben gemacht werden. Sie hängen nicht nur von der Individualität des jeweiligen Messers ab, sondern auch von der Härte und Konsistenz des Objekts und des Einbettungsblocks, aber ebenfalls in hohem Maß von der Lufttemperatur und -feuchtigkeit im Arbeitsraum, der Strahlungswärme der Arbeitslampe am Mikrotom, der Temperaturdifferenz zwischen Block und Messerklinge, der Geschwindigkeit des Messerschlittens usw. Die optimale Einstellung bleibt deshalb meist Ergebnis der Methode "Versuch und Irrtum". Die wichtigste Voraussetzung für den guten Schnitt ist und bleibt aber die Qualität der Messerschneide. Und die ist oft weniger gut, als der Mikroskopiker meint. Dennoch sollen hier einige Hinweise zur Einstellung am Mikrotom gegeben werden. (Nach R. Jung, 1958) Die Messerneigung beim SchneidenIn alten Mikrotomie-Anleitungen liest man, daß die untere Facettenkante parallel zur Schnittebene ausgerichtet sein solle. Das hat sich im Lauf der Jahrzehnte als Trugschluß erwiesen. Die Praxis am Mikrotom hat gezeigt, daß die besten Ergebnisse bei einem Freiwinkel von 3-5° erzielt werden. Verringert man ihn, d. h. stellt das Messer flacher, so wird der Schnitt stärker gestaucht, es entseht dann abwechselnd ein dicker und ein dünner Schnitt, oder das Messer gleitet sogar über den Block hinweg. Stellt man es steiler, dann wirkt die Schneide hobelartig, bohrt sich in den Block und es kommt vor allem bei den beiden schlank ausgeschliffenen Schneiden der Schlifftypen A und B durch Schwingungen zu Querwellen im Schnitt. Bei der Firma Jung entspricht der Skalenwert "0" am Messerhalter einem "Anstellwinkel"(Freiwinkel alpha plus unterer Abzugswinkel delta) von 10°, und der untere Abzugswinkel delta der von Jung geschliffenen Messer beträgt 5°. Ändert sich der Abzugswinkel, so wird zwangsläufig der optimale Bereich des Freiwinkels verlassen.
Zurück zum Seitenanfang Der Umgang mit dem MikrotomWer ein Mikrotom benützen will, mache sich von Anfang an klar - schon allein angesichts der langdauernden Prozeduren der Vorbereitung der Objekte - daß es wichtig ist, sich einem solchen Instrument nicht in Hektik und Eile, sondern mit Ruhe und Überlegung zu nähern. Auch wenn manche Modelle den Eindruck machen, als handle es sich nicht um High-Tech, sind sie dennoch nicht ein Haufen Altmetall, sondern sobald ein Mikrotommesser in den Messerhalter eingespannt ist, eine hochgefährliche Sache. Es sollte selbstverständlich sein, daß man an einem Präzisionsinstrument, von dem man Schnitte durch allerlei tierische und pflanzliche Organe in der Dicke von einem Tausendstel Millimeter erwartet, nicht hantiert und herumschraubt, ohne die Bedienungsanleitung gründlich studiert und verstanden zu haben. Ist keine vorhanden, so ist ihre Beschaffung die erste Aufgabe des künftigen "Mikrotomisten". Alle Schrauben, Knebel, Hebel gut angezogen? Nur so lassen sich shatterfreie, gleichmäßige Schnitte herstellen. Nach dem Schneiden: Alle verschmutzten Teile des Mikrotoms reinigen. Anklebende Paraffinreste von Metallteilen entfernen, evt. mit einem xylol- oder benzigetränkten Lappen. Mikrometerspindel und Gleitbahnen müssen sauber sein - blitzblank. Man bewege den Messerschlitten auf seinen Schienen nicht am Knebel des Messerhalters, sondern fasse und bewege ihn an den dafür vorgesehenen, in der Bedienungsanleitung beschriebenen Stellen, einem Griff oder Griffauflagen für die Finger. Messerschlitten mäßig schnell und gleichmäßig mit dem Messer über das Präparat hinwegziehen - und weiter bis zum Anschlag, damit der Objektvorschub ausgelöst wird. Zaghafte Mikrotomisten ziehen den Schlitten nur gerade durch den Block, halten den Schlitten dann an und lösen den Objektvorschub mit der linken Hand aus. Doch soll der Messerschlitten sowohl beim Heranziehen wie auch beim Zurückschieben immer über die gesamte Schlittenbahn gezogen werden, weil die Stahlschienen sonst ungleichmäßig abgenutzt werden, was dann letzten Endes - mitunter erst nach Jahren - zu holpriger Schlittenbewegung und unbrauchbaren Schnitten führt. Die Klingenoberseite stets sauber halten! Lernen Sie das Säubern mit einer raschen Bewegung der Fingerbeere, automatisch und oft. Der Schnitt klebt meist am Messer und wird vorsichtig mit der linken Hand mit einem Pinsel von der Klinge abgenommen. Wenn das Messer in den Block eindringt, hält man die sich aufwärts biegende Kante des Schnitts mit einer Pinselspitze fest, um sein Aufrollen zu verhindern, zieht das Messer dann ganz durch und bringt den Schnitt mit der glänzenden (unteren) Seite auf einen vorbereiteten Objektträger oder sammelt die Schnitte vorerst in einem Schälchen mit kaltem Wasser. Erst kurz vor dem Aufziehen überträgt man sie in ein Warmwasserbad, damit sie sich schön strecken. Die Handhabung des Pinsels bereitet allen Anfängern Schwierigkeiten, deshalb hier die Prozedur in Stichworten (nach Riech, 1959). Gerda Heinrich (1962) beschreibt eine andere Handhabung, mit der sich flott arbeiten läßt. Sie verwendet zwei Zupfnadeln, in jeder Hand eine. Während des Schneidens berührt sie den Schnitt nicht. Mit der Rechten nimmt sie dann den Schnitt von der Klinge und überträgt ihn, wenn er sich nicht eingrollt hat, mit der Nadel auf das Wasser. Hat er sich gerollt oder umgeschlagen, was besonders bei großen Schnitten vorkommt, legt sie ihn mit der rechten Nadel kurz auf dem Mikrotomtisch ab, sticht mit der linken Nadel den Paraffinrand an und rollt ihn sacht mit der rechten auf und überführt ihn aufs Wasser. Die Starrheit der Nadeln (im Vergleich zum biegsamen Pinsel) erlaubt es, selbst schwieriges Material zu entfalten. Das leuchtet ein. Doch man sei gewarnt: Die leichteste Berührung mit der Nadel beschädigt die Schneide sofort, an dieser Stelle muß das Mikrotommesser erst wieder nachgeschärft werden. Selbst mit dem Pinsel muß man aufpassen, daß dessen Haare nicht unter das Messer geraten, weil dabei die Schneide beschädigt wird. Fehlerliste - kurzgefaßtzur ersten Orientierung, wenn die Schnitte nicht einwandfrei sind.Feine Streifen, Kratzer oder Linien, die häufig parallel liegen. Und zwar nicht nur im Schnitt, sondern auch auf der Oberfläche des Blocks. Schnitte schieben sich zusammen. Schnitte rollen sich, bröckeln oder splittern. Objekt platzt aus dem Schnitt heraus. Schnitte haften nicht aneinander, so daß kein Schnittband entsteht. a) Kante des Messers steht nicht im richtigen Winkel zur Blockkante. b) Paraffin zu hart: Umbetten oder Wärmequelle in Blocknähe stellen. c) Vorder- und Rückseite des Blocks mit geschmolzenem Paraffin bestreichen oder Block in geschmolzenes, weicheres Paraffin tauchen, damit ein haftfähiger Überzug entsteht. Unterschiedliche Schnittdicke bei sonst einwandfreiem Mikrotom. Messer 2-3-5° steiler stellen. Querwellen im Schnitt bei nicht ausgesprochen harten Objekten. Messer 2-3° flacher stellen. Messer springt über harte Objektstellen. 2-3-5° steiler stellen. Genügt das nicht oder treten Querwellen infolge Messerschwingung auf, Messer Schliff D verwenden. Zurück zum Seitenanfang Das Mikrotom pflegenDer beklagenswerte Zustand so vieler Mikrotome nährt den Verdacht, daß wohl meist nicht der gute Wille, sondern das Knowhow im Umgang mit Schneidwerkzeugen und Präzisionsinstrumenten fehlt. Alle gleitenden Teile müssen stets gut eingeölt sein. Um Korrosion zu vermeiden, empfiehlt es sich, alle blanken Teile mit mit einem dünnen Ölfilm zu überziehen. Man löst einige Tropfen Öl in 10 ml Xylol und pinselt das Mikrotom damit ab. Nach Verdunstung des Xylols bleibt ein Ölfilm zurück (Krauter 1978). Alle Paraffinreste sind mit einem trockenen Pinsel zu entfernen. Sie lösen sich in Mineralöl, das dadurch zähflüssig wird. Bei unsauberem Arbeiten kann auf diese Weise eine zähe "Schmiere" in die beweglichen Teile eindringen, die das Arbeiten erheblich beeinträchtigt. Nach dem Schneiden muß das Mikrotom deshalb stets sorgfältig gereinigt werden, dann ist die Gefahr der Verunreinigung durch Paraffinreste gering. Nach dem Säubern der Gleitbahnen müssen sie wieder geölt werden. Stets mit Plastikhülle abdecken. Besondere Vorsicht beim Schneiden von Polyethylenglykolblöcken. PEG ist etwas hygroskopisch, Reste ziehen daher Wasser an und können Korrosion verursachen. Sie müssen deshalb besonderes sorgfältig entfernt werden. Am besten alle sichtbaren Reste mit einem trockenen Pinsel enfernen und anschließend das ganze Mikrotom mit Öl-Xylol abpinseln. Ein Mikrotom braucht sorgfältige Pflege, auch dann, wenn es "ruht", wenn nicht damit geschnitten wird. Beschaffen Sie sich auf jeden Fall die Gebrauchs- und Pflegeanleitung ihres Mikrotomherstellers. Verwenden Sie das von ihm vorgesehene Öl, weil es auf das verwendete Material, die Bauweise und Funktionen abgestimmt ist. Der Messerschlitten sollte nach getaner Arbeit vorsichtig abgehoben und neben das Mikrotomstativ gelegt werden, damit die stählernen Gleitschienen nicht ungleichmäßig belastet werden. Gleitbahnöl Triebteilöl Rostschutzöl
Als Beispiel einer Pflegeanleitung folgen die Hinweise der ehem. R. Jung AG (heute: Leica Microsystems AG) zur Pflege des Schlittenmikrotom Hn 40, ein vor Jahrzehnten weitverbreitetes Modell eines Universalmikrotoms, das zur Zeit öfter gebraucht angeboten wird. (R. Jung 1968) Die Schlittenbahnen bedürfen besonders aufmerksamer Pflege, da nur bei völlig gleichmäßiger Schlittenführung die angestrebte Schnittdickenkonstanz zu erreichen ist. Die einwandfreie Schlittenbahn hat einen matt-grauen Glanz, der auf der besonderen Feinstruktur des Materials beruht. Die Abbildung zeigt schematisch einen stark vergrößerten Ausschnitt aus einer Seitenansicht.
Würde man die Bahnen auf Hochglanz polieren, d. h. auch die mikroskopischen Unebenheiten weitgehend beseitigen, so würde der Schlitten nach dem Einölen zunächst schwimmen, dann den Ölfilm beiseite pressen und schließlich klemmen. Die erwähnten Metallreste würden zur Bildung von Riefen und Schrammen führen. Eine brauchbare Schneideleistung ist unter solchen Umständen nicht zu erwarten. Die Schlittenbahnen aus Messing oder Elfenbein, wie sie sich noch an sehr alten Mikrotomen finden, neigen leicht zu diesen Erscheinungen. Jedes Schlittenmikrotom hat 3 Bahnen, von denen die etwas verdeckte und daher schwerer zugängliche senkrecht stehende Bahn bevorzugter Aufmerksamkeit bedarf, da von ihr das öl am leichtesten abfließt und die Verunreinigungsgefahr wegen der Objektnähe am größten ist. Die Mikrotome vom Typ Hn und HE haben noch eine vierte Schlittenbahn für die Gleitrolle des zusätzlich anbringbaren Andruckreglers. 1. Schlitten während der Reinigung und des Ölens wenn irgend möglich abnehmen. Vor dem späteren Aufsetzen auch die (meist fünf) durch ihren hellen Glanz erkenntlichen Auflagepunkte des Schlittens mit etwas Öl beschicken. 2. Vor jeder Inbetriebnahme des Mikrotoms Schlittenbahnen mit einem mit Waschbenzin getränkten Tupfer von anhaftenden Öl- und Staubresten gründlich säubern. (Als Waschbenzin das für industrielle Reinigungszwecke; Qualitäten aus dem Baumarktbereich sind ausreichend. Hochreines Wundbenzin kann benützt werden, ist aber nicht erforderlich.) Keinesfalls Xylol verwenden, auch wenn das in der Anleitung steht.) Tupfer so oft wechseln, bis er keine Verunreinigungen mehr zeigt. 3. Schlittenöl (Gleitbahnöl) aufgetragen. Pinsel benützen oder besser die praktischen Öltropfer aus Plastik. Mit ganz leicht geführtem Finger Öl über die gesamte Bahnlänge gleichmäßig verteilen. Bei zu festem Druck läuft das Öl seitlich ab. 4. Bei gut eingefahrenen und vorschriftsmäßig geölten Bahnen muß der Schlitten bei leichtem Anstoßen mit dem Finger über nahezu die ganze Bahnlänge gleiten. 5. Ist der Ölfilm unvollständig, so macht der Schlitten anstelle gleichmäßiger Gleitbewegung Mikrosprünge, worunter die Schnittqualität erheblich leidet. Das Schlittenöl muß völlig säurefrei sein, soll Paraffin nicht lösen und muß eine bestimmte Viskosität aufweisen. Viele handelsübliche Ölsorten verharzen rasch und spalten, vor allem unter Lichteinfluß, Säure ab. Das häufig benutzte Paraffinöl ist zwar chemisch vollkommen indifferent, bleibt also stets säurefrei und verharzt nicht, aber seine Viskosität ist zu groß, so daß der Schlitten zu schwer läuft. Außerdem löst es die beim Arbeiten unvermeidlich auf den Ölfilm gelangenden Paraffinreste und läuft dann als zähflüssige Masse in das Mikrometerwerk hinein. Umständliche Reinigungs- und Reparaturarbeiten, bei denen Mikrotom und Mikrometerwerk völlig zerlegt werden müssen, sind die Folge. Im Interesse der Lebensdauer des Mikrotoms und der optimalen Schneideleistung sollte daher nur ein besonders eingestelltes Öl verwendet werden wie z. B. das Schlittenbahnöl 404 (R. Jung/Leica). 6. Bei sachgemäßer Pflege bilden sich keine Flecken oder gar Rostnarben auf den Schlittenbahnen. Sollten sie doch einmal auftreten, als Flugrost z. B., so dürfen sie unter keinen Umständen mit Schmirgel oder einem Metallputzmittel angegangen werden. Unter häufigem Reinigen und erneutem Einölen muß der Schlitten mit kräftigem Druck so lange über die ganze Bahnlänge geführt werden, bis die Schäden beseitigt sind. Auch zum sogenannten Einfahren fabrikneuer Mikrotome ist dieses Verfahren zu empfehlen. Bei kleinen rostähnlichen Flecken bzw. leicht bräunlichen Verfärbungen auf den Schlittenbahnen sollte man, solange der Schlitten einwandfrei läuft, nicht an den Gleitbahnen manipulieren. 7. Bei längerem Nichtgebrauch des Mikrotoms (z. B. Einlagerung oder Aufbewahrung in feuchten Räumen, Kellern, Dachböden) ist es ratsam, das Schlittenöl durch Rostschutzöl 406 zu ersetzen. Bei Wiederinbetriebnahme muß dieser Überzug dann mit Waschbenzin entfernt und durch Schlittenöl 404 ersetzt werden. Vielfach wird eine Mischung beider Sorten zu etwa gleichen Teilen im Öltropfer als Gebrauchsöl verwendet, wobei der Rostschutz ständig wirksam ist. 8. Zur Pflege des Mikrometerwerkes dient ein besonders gereinigtes, feines Uhrenöl (Triebteilöl 405). Zurück zum Seitenanfang Der Umgang mit dem Mikrotommesser"Mikrotommesser sind gefährlich. Diesen Satz muß sich jeder, der mit dem Mikrotom arbeitet, unbedingt und unauslöschlich einprägen und sich bei jeder Hantierung am Mikrotom danach richten. Das rasiermesserscharfe, schwere, feststehende Messer kann schon bei leichter Berührung Unfälle hervorrufen. Eine unbedachte, hastige Bewegung kann zu schwersten Verletzungen von Finger, Hand oder Pulsadern führen." (Zitat aus Krauter 1978) Es ist umsichtig, den Messerkasten nur über einer Tischfläche zu öffnen, damit das Messer beim Herausnehmen wegen seines hohen Gewichts und seiner Keilform nicht unversehens aus dem Halteschlitz, in dem es nur locker steckt, rutscht und auf den Boden oder gar auf den Fuß fällt. Es würde möglicherweise so fallen, daß es einen Zeh abtrennt. Messer stets in der Mitte fassen und senkrecht aus dem Kasten heben, diesen niemals schräg halten, um das oder die Messer herausgleiten zu lasen! Zum Schutz vor den besonders gefährlichen äußeren Kanten des Messers kann man käufliche Messerschützer verwenden, rinnenförmige Gebilde, die über die freistehenden Teile der Messerschneide gestülpt werden. (Oder man klebt behelfsmäßig die Kanten mit Leukoplast ab.) Niemals dicke Scheiben mit dem Mikrotommesser von einem Block abschneiden. Zum Herstellen einer ebenen Schnittfläche hebt man die oberste Schicht besser mit einem scharfen Küchenmesser oder einem alten, kräftigen Skalpell ab. Nur zum "Anschneiden", dem Abhobeln der letzten (dünnen) Unebenheiten verwendet man Mikrotom und Mikrotommesser. Wenn man ein altes, schon zu sehr abgeschliffenes Mikrotommesser hat, dessen Geometrie nicht mehr stimmt, kann man es für dieses Zurichten gut verwenden. Vor dem Schneiden abziehen, jedes Mal! Trotz seiner Massivität wird das stählerne Mikrotommesser genau so schnell stumpf wie ein simples Rasiermesser, und es bilden sich genau so schnell verbogene Gratzähnchen, besonders beim Schnitt durch botanisches Material mit Kristall- und ähnlichen Einschlüssen. Es ist deshalb ratsam und guter Brauch, das Messer nach einer entsprechenden Anzahl von Schnitten am Messerhalter des Mikrotoms etwas zur Seite zu rücken, um die nächsten Schnitte wieder mit einem noch scharfen Abschnitt der Klinge auszuführen. Auf diese Weise kann man längere Zeit mit ihr schneiden, ohne zwischendurch zu schärfen. Doch das regelmäßige Abziehen auf dem Leder erspart das nicht, denn der Grat der Schneide muß - am besten vor jeder Benützung - wieder aufgerichtet werden. Von Zeit zu Zeit muß dann auch auf dem Stein geschärft werden. Die Qualität der Schnitte zeigt dem Mikroskopiker, wann es wieder so weit ist. Zurück zum Seitenanfang Messer pflegenMikrotommesser läßt man weder beim Schlüsseldienst oder Scherenschleifer schärfen, noch in "Spezialwerkstätten", die Messer und Skalpelle für Chirurgen pflegen. Nach schlechten Erfahrungen mit einer solchen Firma habe ich durch Kontrollfragen bei mehreren Firmen festgestellt, daß man bei ihnen keine Kenntnis vom Anschleifen eines korrekten Facettenwinkels hatte. Wer das mit Abziehhülse auf dem Stein nicht selbst machen möchte, sollte das Messer deshalb immer an seinen Mikrotomhersteller zum Nachschärfen oder Neuschleifen einschicken. Dank neuer Schärfautomaten ist das bei weitem nicht mehr so kostspielig wie noch vor zwanzig Jahren. Es kann sich aber trotzdem lohnen, selbst zu schärfen, z. B. weil Grenz- und Zollkontrollen bei Paketen oder persönlicher Mitnahme mitunter zu tage- oder wochenlangen und gebührenträchtigen Komplikationen führen. Das Abziehen der Mikrotommesser sei eine Kunst und nach einer Beschreibung kaum erlernbar, meint P. Böck (1989). Ich neige eher zur gegenteiligen Auffassung. Aus der Beobachtung, daß manche Mikrotomisten diese handwerkliche Fähigkeit nicht mit Hilfe einer guten Beschreibung erlernen können, darf nicht der falsche Schluß gezogen werden, daß ihnen Zuschauen und schlechte mündliche Erklärungen besser helfen würden. Beim persönlichen Anlernen durch Kursleiter oder Freunde werden allzu oft Irrtümer und schlechte Angewohnheiten weitergegeben, die nicht zum scharfen und gepflegten Messer führen. Ist ein Mikrotommesser sehr lange im Gebrauch und verliert trotz häufigen Abziehens an Schnittleistung, so muß der Facettenschliff erneuert werden, entweder durch Abziehen auf dem Stein oder im Werk des Herstellers, der nicht nur die Facette, sondern die gesamte Klingenfläche schleift, damit die Messergeometrie wieder stimmt. Verwenden Sie keine Abziehhülsen, die kürzer als die Rückenlänge des Messers sind. Verkantungen beim Messerführen wären die Folge und mit ihnen Beschädigungen der Schneide. So sorgfältig wie Mikrotommesser muß man die dazugehörigen Abziehhülsen behandeln. Ihre Oberfläche muß makellos glatt sein, damit sie keine Riefen und Kratzer auf dem Abziehstein verursachen, die wiederum der Messerschneide schaden können. Stets sofort das Messer abwischen. Pflanzenschnitte hinterlassen Verfärbungen auf der Klinge, die sich regelrecht in den Stahl fressen und nur sehr schwer entfernen lassen. Mir hat in einem solchen Fall einmal ein feines Diatomeenpulver geholfen (Firma Zielinsky, Postfach 1253, 26665 Uplengen/Stapelermoor; Tel. 04956 91880.) Stehen Sie nicht auf, setzen Sie sich nicht hin, laufen Sie nicht herum - mit einem Mikrotommesser in der Hand! Manchem wird diese Mahnung, gerichtet an erwachsene Menschen, überflüssig vorkommen. Schließlich macht jeder bald die Erfahrung, daß man das nicht tun sollte. Aber dann ist der Schaden bereits passiert. Doch schon der "Erstfall" sollte vermieden werden. Hier im Kapitel Messerpflege geht es noch nicht einmal darum, Verletzungen zu verhüten, sondern darum, die sehr empfindliche Messerschneide vor Schaden zu bewahren. Machen Sie deshalb nie mehr als zwei Schritte mit einem blanken Mikrotommesser in der Hand. Immer sollte der Messerkasten neben dem Mikrotom stehen, damit man es - vor diesem sitzend - beim Ein- und Ausspannen dem Kasten entnehmen oder hineinstellen und diesen ordentlich verriegeln kann, um erst dann aufzustehen und es in Schrank zu legen. Zurück zum Seitenanfang Das Einbetten der ObjekteDie Objekte müssen zum Schneiden eine gewisse minimale Härte besitzen und sich aus Teilen ziemlich gleicher Konsistenz zusammensetzen. Einige wenige botanische Objekte erfüllen diese Bedingungen bereits von Natur aus. Hierzu gehören in erster Linie die meisten saftfrischen Hölzer, die ohne jede Vorbehandlung im lebenden Zustand mit dem Mikrotom geschnitten werden können. Die meisten Objekte sind jedoch zum Schneiden zu weich oder setzen sich aus Geweben von sehr unterschiedlicher Festigkeit zusammen. Solche Materialien müssen eingebettet werden. Zu unterscheiden ist das Einbetten vom Umschließen, wobei das Objekt lediglich eingehüllt wird. Man kann die Umschließung etwa mit dem Vorgang vergleichen, der stattfindet, wenn wir eine Murmel in einen Klumpen Lehm drücken. Für eine Einbettung wird das Objekt mehr oder weniger vollständig mit einer Flüssigkeit durchtränkt, die anschließend zum Erstarren gebracht wird. Auf diese Weise erhält man einen Körper von ziemlich einheitlicher Festigkeit, der sich in der Regel gut mit einem Mikrotom schneiden läßt. Die Einbettungsmedien müssen so ausgewählt werden, daß sie im festen Zustand wenigstens ebenso hart oder noch härter sind als die härtesten Stellen des Objekts. Weiterhin gilt die Regel, daß um so dünner geschnitten werden kann, je härter die Einbettungsmasse ist. Die zum Schneiden erforderliche Festigkeit kann aber statt von einer Einbettung auch durch Einfrieren des Objekts erreicht werden. Es gibt auch Methoden, die das Einbetten und Einfrieren miteinander kombinieren.Baustelle. Zurück zum Seitenanfang Die ParaffintechnikDas Zuschneiden des Blocks und das AufblockenDas Strecken und Aufziehen der SchnitteDas Entparaffinieren, Färben und EindeckenZurück zum Seitenanfang Zum Teil Schneiden (Einführungsteil) oder Handschneiden oder Messer abziehen
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