Die Bestandteile des MikroskopsAbbildungen nach K. Michel: Die Mikrofotografie. 3. Auf. Wien 1967.
Das Mikroskop der Biologen und Mediziner ist ein Durchlichtmikroskop. Das Licht der Mikroskopbeleuchtung durchstrahlt das dünne, durchsichtige Objekt von unten wie das Projektorlicht ein Diapositiv. (Das Auflichtmikroskop der Metallurgen und Mineralogen ist im Aufbau, aber nicht im Prinzip anders.) 1 Im
Stativfuß
sind bei moderneren Mikroskopen Lampe und Lampenkollektor untergebracht. 1a Kippgelenk
bei älteren Mikroskopen
mit „Hufeisenfuß“. 2 Der Tubusträger
oder Stativarm. 3 Der
Objekttisch,
auf dem das zu untersuchende Objekt auf einem gläsernen Objektträger liegt. Es wird mit Objektklemmen oder mit einem verstellbaren Objekthalter festgehalten. 4 Der
Kondensor,
in älteren Beschreibungen „Beleuchtungsapparat“ genannt, schickt
das Licht von
unten durch das Objekt. Am Kondensor der Hebel zur Verstellung der
Kondensor-
oder Aperturblende. 5 Beidseitige
Zentrierschrauben des Kondensors. 6 Ausschwenkbare
Kondensorhilfslinse unter dem Kondensor. 7 Ausschwenkbarer
Filterhalter mit Einlegefilter. 8 Der
höhenverstellbare Kondensorträger,
der bei besseren Modellen
auswechselbare Kondensoren aufnimmt. 9 Die
beidseitigen Grobtriebknöpfe zur Scharfeinstellung am Triebkasten. 10 Die
beidseitigen Feintriebknöpfe zur Scharfeinstellung am Triebkasten. 11,12 Lampenfassung
und Glühlampe. 13,14
Der Lampenkollektor projiziert
das Bild der Glühwendel in den
Kondensor. 15 Der
Beleuchtungsspiegel, bei modernen Mikroskopen im
Stativfuß. 16 Die
Leuchtfeldblende in der Lichtaustrittsöffnung, eine
verstellbare
Irisblende, notwendig bei der hochwertigen Köhlerschen
Beleuchtung. 17 Das
Objektiv
entwirft ein Bild („Zwischenbild“) des Objekts im Tubusrohr. 18 Der
Objektivwechsler
(Revolver) zur Aufnahme mehrerer Objektive. 19 Der
Tubus,
bei modernen Mikroskopen als Prismenkopf mit einem oder
mehreren Umlenkprismen
für den Schrägeinblick; auswechselbar gegen andere Tuben. 20 Der
Okulartubus. 21 Das
Okular,
in das wir hineinschauen, vergrößert das vom Objektiv
entworfene Zwischenbild und projiziert es auf die Netzhaut unseres
Auges. 22 Das Auge
des
Beobachters. Zu 1. Fuß. Ältere Mikroskope, Baujahr etwa zwischen 1870 und
1945, haben meist
einen hufeisenförmigen Fuß. Die elektrische Beleuchtung wird
bei ihnen
angesteckt oder separat aufgestellt und mit dem Spiegel in den
Strahlengang des
Mikroskops umgelenkt. Instrumente mit Hufeisenfuß wurden im ehem.
Ostblock und
in China sogar noch bis etwa 1985 gebaut. Zu 2. Der
Tubusträger(arm) oder Stativarm
trägt den Tubus. Wenn
das Mikroskop angehoben oder getragen werden soll, faßt man es am
Tubusträger. Zu 3. Der Objekttisch kann eine einfache, feststehende Platte
sein, oder ein Kreuztisch mit Objekthalter, der sich mit einem
Zahntrieb in x-
und y-Richtung verschieben läßt. Zu 4. Kondensor. Ein Mikroskop ohne Kondensor fällt
eigentlich in die Kategorie Spielzeug, oft Hauptbestandteil
von Biologie-
oder Mikroskopie-Sets bzw. -Kästen. Zu 8.
Kondensorträger. Sehr einfache
Mikroskope haben keinen
Kondensorträger, sondern eine simple Metallhülse unter dem
Tisch, in die der
Kondensor eingeschoben und meist in der Höhe verstellt werden
kann. Bei sehr
einfachen Instrumenten ist der Kondensor fest angebaut und nicht
auswechselbar. Zu 9. Der Grobtrieb verstellt bei modernen Instrumenten die
Tischhöhe, bei älteren den Tubusträger samt Tubus und
bei noch älteren
Hufeisenmikroskopen den Tubus. Zu 10. Der Feintrieb verstellt bei modernen Instrumenten die
Tischhöhe, bei älteren meist den Tubus. Die Fokussiertriebe
für Grob- und
Feineinstellung sind bei modernen Mikroskopen koaxial angeordnet, d. h.
auf
derselben Achse, damit die Hand beim Fokussieren ihre Position nicht
ändern muß. Zu 12. Glühlampe. Nur sehr einfache Mikroskope sind mit einer
Netzleuchte (230 Volt) ausgestattet, bessere Modelle mit einer
Niedervolt- oder
Halogen-Niedervoltlampe mit Transformator oder Thyristorschaltung.
Heutzutage (2014) oft auch eine Leuchtdiode.
Wieviel
Watt eine Lampe haben sollte, bzw. wie hell sie strahlen soll, hängt von der Art des
Beleuchtungsverfahrens ab,
aber auch davon, wieviel optischen Aufwand der Mikroskopkonstrukteur im
Kollektor hat treiben können, um jedes Quentchen Licht aus der
Glühwendel ohne
viel Verlust zu nutzen. Zu 15.
Beleuchtungsspiegel. Die Augen
schützen:
Der Ansteckspiegel hat eine plane Seite und einen Hohlspiegel. Wenn ein
Kondensor vorhanden ist, immer den Planspiegel verwenden, den
Hohlspiegel nur ohne
Kondensor. Hellen Himmel einspiegeln, eventuell helle Wolken, niemals
jedoch die Sonne! Bei Mikroskopen mit Ansteckspiegel
läßt sich
elektrisches Licht mit einer separat aufgestellten Mikropierleuchte
einspiegeln
oder eine solche Leuchte anstelle des Spiegels an den
Mikroskopfuß anstecken. Zu 16. Leuchtfeldblende. Wenn zwischen der Aperturblende (im oder unter dem
Kondensor) und der Lampe eine
zusätzliche Irisblende an der Lichtaustrittsöffnung sitzt,
handelt es sich um
eine Leuchtfeldblende, Merkmal einer hochwertigen Köhlerschen
Beleuchtungsanordnung. Zu 17. Das Objektiv ist eines der wichtigsten Teile des
Mikroskops. Das von ihm entworfene Zwischenbild des Objekts ist
ausschlaggebend
für die Qualität des Bildes, das wir im Okular
sehen. Kein anderes Teil, keine Maßnahme kann das vom Objektiv erzeugte Bild verbessern – aber
verschlechtern. Zu 18. Objektivrevolver. Bei besseren Instrumenten ist der Revolver
kugelgelagert. Zu 19. Tubus. Bequem ist ein binokularer Tubus (mit zwei
Okularen), mit dem man beidäugig
beobachtet. Der binokulare Einblick ist ausgestattet mit einer
Mechanik
zum Anpassen des persönlichen Abstands der beiden Augen
voneinander und zum
Ausgleich unterschiedlicher Sehstärke der Augen. Bei der
Anschaffung ist die
Wahl eines monokularen Tubus (mit nur einem Okular) meist eine
finanzielle Erwägung.
Zu 20. Okulartubus. Der monokulare Schrägeinblick, bequemer als
der monokulare Senkrechteinblick der Mikroskope älterer Bauart,
ist trotz des
Umlenkprismas in seinem Innern ein verhältnismäßig
unkompliziertes Teil, der
binokulare Schrägeinblick hingegen ein mechanisch wie optisch
höchst
anspruchsvolles Bauteil. Die bemerkenswerten Preisunterschiede für
Binokulartuben verschiedener Hersteller beruhen auf der konstruktiven
Raffinesse, der Sorgfalt in Fertigung und Justage sowie der Robustheit
der
Mechanik. Zu 21. Die Okulare sind oft unterschätzte Bauteile. Besonders
Brillenträger merken das, wenn die angeblichen
Brillenträgerokulare, mit denen
auch Brillenträger das ganze Bildfeld überblicken
können sollen, nicht das halten, was
der Prospekt versprochen hat.
Die Gesamtvergrößerung
eines Mikroskops ergibt sich aus dem Zusammenwirken von Objektiv und
Okular.
Die Eigenvergrößerung des Objektivs (z. B. 40:1 oder 40x)
wird mit derjenigen
des Okulars (z. B. 10x) multipliziert; im
genannten
Fall ergibt sich also 40 x 10 = 400fach. Hat auch das optische System
im
Tubuskopf eine Eigenvergrößerung, so wird auch noch mit
dieser multipliziert;
bei einem „Tubusfaktor“ von 1,25x also 40 x 10 x 1,25 = 500fach. Die
Gesamtvergrößerung sagt jedoch über die
Leistungsfähigkeit des Mikroskops
nichts aus. Denn rein technisch gesehen, kann man auch mit
minderwertigen
Objektiven und Okularen starke Vergrößerungen erzielen,
denen es an Brillanz,
Farbreinheit und Schärfe fehlt, und in denen – wie auf einem
unscharfen Foto –
kaum etwas zu erkennen ist. Wichtiger
ist die numerische Apertur eines Objektivs, das ist ein
Zahlenwert
zwischen etwa 0,07 und 1,30. Je größer diese „n. A.“ ist, um
so kleinere und
feinere Details kann das Mikroskop sichtbar machen („auflösen“).
Folgende
Aperturwerte sollten Objektive der Standardleistungsklasse erreichen:
Ein
4faches: 0,07; ein 10faches: 0,22 bis 0,30; ein 40faches: 0,65; ein
100faches:
1,25. Förderliche
Vergrößerung: Die Gesamtvergrößerung, die man
mit der Kombination eines
bestimmten Objektivs und eines Okulars erzielt, soll zwischen dem 500-
und dem
1.000fachen der n. A. des Objektivs betragen, bei schwachen Objektiven
(etwa
2,5 bis 10fach) darf sie auch geringer sein. Die Obergrenze
„vernünftiger“ Vergrößerung
bei einem Lichtmikroskop liegt demnach bei 1.300fach. Das gilt für
einfache
„Schülermikroskope“ ebenso wie für teuerste Instrumente der Forschung.
Wenn in
Verkaufsprospekten mit höherer Vergrößerung geworben
wird, ist das Humbug. Jedes
Objektiv muß auf seiner Fassung vom Hersteller mit seiner
Eigenvergrößerung
und n. A. gekennzeichnet sein, jedes Okular mit der
Vergrößerung. Fehlen diese
Angaben, dann handelt es sich zumeist um ein Objektiv von
ungenügender
Leistung, oft um ein Stück aus einem Spielzeugmikroskop. Das
Fehlen so
wichtiger Angaben wäre vergleichbar der Weigerung eines
Lastwagenherstellers,
PS, Ladefläche und Nutzlast anzugeben. (Näheres zur
Apertur und Vergrößerung in den Hauptteilen 2 und 3 der "Mikrofibel".)
Wenn ein Mikroskop mit
einem drehbaren Objektivrevolver ausgestattet
ist, mit dem jeweils ein einzelnes Objektiv
in
den Strahlengang geschwenkt werden kann, ist es auch dann, wenn es
einen
„zweiäugigen“ Einblick hat, kein Stereomikroskop, mit dem
man ein Objekt
plastisch, dreidimensional sieht. Es ist ein
„normales“ Mikroskop; bei ihm
liefert jeweils ein einziges Objektiv einen einzigen Strahlengang mit
einem
einzigen Bild, das lediglich zum bequemeren Beobachten mit einem
Teilerprisma
in zwei Strahlengänge für zwei Okulare aufgespalten wird. Beim Stereomikroskop,
auch Stereo- oder Binokularlupe und
Präpariermikroskop genannt, liefern zwei Objektive zwei
unterschiedliche
Bilder in zwei getrennten Strahlengängen für beide Okulare
und beide Augen. Ein Mikroskop hat
– je nach vorhandenen Objektiven – einen
Vergrößerungsbereich von etwa 25- bis 1.300fach. Beim Stereomikroskop
liegt der Vergrößerungsbereich in der Regel zwischen 6- und
40fach bzw.
vernünftigerweise nicht über 100fach. Viele
private Anbieter eines binokularen
Mikroskops, also eines mit zwei Okularen, bezeichnen es falsch als Stereomikroskop und dieses ebenso falsch
als Mikroskop. (Mehr dazu.)
Beim
Mikroskop unterschätzt der Anfänger gerne
die Beleuchtung und auch die Anforderungen an die
mechanische Präzision und
Langlebigkeit des Instruments. Er erwartet von seiner Mikroskopoptik
Auflösung
von weniger als einem tausendstel Millimeter. Daß die
mechanischen Teile entsprechend
genaue Einstellungen über viele Jahrzehnte zuverlässig
gewährleisten müssen,
wird häufig übersehen. Ein gutes Mikroskop besteht
deshalb nicht nur aus
erstklassiger Feinoptik, sondern auch aus feinwerktechnischen
Komponenten
hoher Präzision, Robustheit, Wartungsfreiheit und Langlebigkeit.
In diesem
Sinne ist ein billiges Mikroskop eigentlich ein Widerspruch in sich. Es
gibt
Dinge, die man nicht hochpräzise, langlebig, robust und zugleich
billig
herstellen kann. Die
Kosten eines hochwertigen Mikroskops verteilen sich, wenn preiswerte achromatische Objektive und eine
Köhlersche Beleuchtung gewählt werden, etwa zu je einem Drittel auf
Bei den
neuesten Mikroskoptypen mit
Unendlich-Objektiven sind die anteiligen Kosten für die
Beleuchtung geringer,
weil die Stative etwas aufwendiger sind. Objektive höherer
Korrektionsstufen
(Apochromate und Fluoritobjektive) hingegen können pro Stück
mehr als das
zehnfache eines Stativs kosten. In so einem Fall gilt die
Drittel-Aufteilung
der Kosten nicht. Der
Aufbau eines Mikroskops kann durch
vielfältige weitere Komponenten beliebig kompliziert und teuer
sein. Die Preise
für vernünftige Instrumente liegen je nach Verwendungszweck
und Ausstattung
etwa zwischen 400 und 50.000 Euro, bei Gebrauchtgeräten
augenblicklich (2004)
etwa bei 200 bis 5.000 Euro.
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